Sogenannte Non-Fungible Tokens (NFTs) haben 2021 einen Hype entfacht und sind heute im Kryptosektor kaum noch wegzudenken. Von Kunst und Musik bis hin zu Tacos und Toilettenpapier verkaufen sich diese digitalen Güter wie exotische holländische Tulpen aus dem 17. Jahrhundert – einige für Millionen von Dollar.
Aber sind NFTs das Geld wert – oder das Aufsehen? Einige Experten sagen, dass die digitalen Güter eine Blase sind, die jederzeit Platzen könnte. Andere glauben, dass NFTs gekommen sind, um zu bleiben, und dass sie die Welt der Investments für immer verändern werden.
Was bedeutet NFT?
Non-fungible heißt zu Deutsch: nicht ersetzbar oder austauschbar. Und als Token bezeichnet man eine Werteinheit. Erstmals tauchte der Begriff im Bereich der Kryptowährungen auf.
Eine „nicht ersetzbare Wertmarke“ ist ein digitales Gut, das reale Objekte wie Kunst, Musik, Gegenstände im Spiel und Videos repräsentiert. Die Token werden online gekauft und verkauft, häufig mit Kryptowährung, und sie sind in der Regel mit der gleichen zugrunde liegenden Software wie viele Kryptos kodiert.
Seit wann gibt es NFTs?
NFTs existieren bereits seit 2014. Allerdings haben sie erst jetzt an Bekanntheit gewonnen, insbesondere im Bereich der Kunst. Unter Kennern werden Kunstgegenstände wie Bilder neuerdings gern digital verkauft. Seit November 2017 wurden unglaubliche 174 Millionen US-Dollar für NFTs ausgegeben.
NFTs sind in der Regel einzigartig oder zumindest nur in sehr begrenzten Auflage erhältlich und haben eindeutige Identifizierungscodes. „Im Wesentlichen schaffen NFTs digitale Knappheit“, sagt Arry Yu, Vorsitzende der Washington Technology Industry Association. Dadurch erhöht sich bei entsprechender Nachfrage der Wert.
Was sind die teuersten NFTs?
In ihren Anfangstagen waren NFTs digitale Kreationen, die es bereits in irgendeiner Form anderswo gab, etwa illustrative Videoclips von NBA-Spielen oder verbriefte Versionen digitaler Kunst, die bereits auf Instagram herumschwirrten.
Zum Beispiel schuf der berühmte digitale Künstler Mike Winklemann, besser bekannt als „Beeple“, eine Collage aus 5.000 Zeichnungen, um den vielleicht berühmteste digitalen Vermögenswert dieser Zeit zu schaffen. Das Werk mit Titel „Everydays: The First 5000 Days“ ging beim Auktionshaus Christie für rekordverdächtige 69,3 Millionen Dollar über die Theke.
Welche Vorteile haben NFTs?
Jeder kann die einzelnen Bilder – oder sogar die gesamte Collage von Bildern online kostenlos ansehen. Warum sind Menschen also bereit, Millionen für etwas auszugeben, von dem sie leicht einen Screenshot machen oder es gar herunterladen könnten?
Die Antwort: Ein NFT ermöglicht es dem Käufer, nicht nur den ursprünglichen Artikel zu besitzen, sondern auch eine integrierte Authentifizierung, die als Eigentumsnachweis dient. Manch einer sagt, Sammler würden die Möglichkeit, über ihren digitalen Besitz zu prahlen fast mehr schätzen als das Objekt selbst.
Wie unterscheidet sich ein NFT von Kryptowährung?
NFT steht für nicht austauschbare Wertmarke. Ein Token wird auf eine ähnliche Weise programmiert (erschaffen) wie die Kryptowährungen Bitcoin oder Ethereum. Hier hört die Ähnlichkeit aber auch schon auf.
Physisches Geld und Kryptowährungen sind „fungible“ (austauschbar) was bedeutet, dass sie gegeneinander gehandelt oder getauscht werden können. Sie sind auch wertgleich – ein Bitcoin ist immer gleich viel wert wie ein anderer Bitcoin.
Anders bei NFTs. Jedes Token hat eine digitale Signatur, die es unmöglich macht, dass NFTs gegeneinander ausgetauscht werden können. Ein NBA Clip zum Beispiel ist nicht gleich dem Everydays-Kunstwerk, obwohl beides Token sind.
Wie funktioniert ein NFT?
NFTs existieren auf der sogenannten Blockchain, einer öffentlichen Kartei (Ledger), die Transaktionen aufzeichnet. Die Blockchain kennst Du vielleicht bereits aus der Welt der Kryptowährungen.
Insbesondere werden NFTs in der Regel auf der Ethereum-Blockchain gehalten, obwohl andere Blockchains sie ebenfalls unterstützen.
Ein NFT kann sich auf Gegenstände beziehen, die ursprünglich physisch oder bereits digital vorliegen. Dazu zählen etwa:
• Kunst
• GIFs
• Videos und Sporthighlights
• Sammlerstücke
• Virtuelle Avatare und Videospiel-Skins
• Designer-Sneakers
• Musik
Sogar Tweets zählen. Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey verkaufte seinen ersten Tweet als NFT für mehr als 2,9 Millionen US-Dollar.
Im Wesentlichen sind NFTs wie physische Sammlerstücke, nur digital. Anstatt also ein echtes Ölgemälde an die Wand zu hängen, bekommt der Käufer stattdessen eine digitale Datei.
Wer das Token kauft, erhält auch exklusive Eigentumsrechte. NFTs können also jeweils nur einen Besitzer haben. Die einzigartige Signatur von NFTs machen es einfach, deren Besitz zu überprüfen und Token zwischen Besitzern zu übertragen. Der Besitzer oder der ursprüngliche Künstler können auch bestimmte Informationen auf dem Token speichern. Zum Beispiel können Künstler ihre Kunstwerke signieren, indem sie ihre Unterschrift in die Metadaten einer NFT einbeziehen.
Wo werden NFTs eingesetzt?
Blockchain-Technologie und NFTs bieten Künstlern eine einzigartige Gelegenheit, ihre Werke zu monetarisieren. So müssen sich Künstler nicht mehr auf Galerien oder Auktionshäuser verlassen, sondern können dank NFTs die Verbraucher direkt adressieren. Makler- oder Vermittlergebühren fallen für den Künstler damit weg.
Darüber hinaus können Künstler in Lizenzgebühren programmieren, so dass sie einen Prozentsatz des Umsatzes erhalten, wenn ihre Kunst an einen neuen Besitzer verkauft wird. Dies ist ein attraktives Merkmal, da Künstler in der Regel keine zukünftigen Erlöse erhalten, nachdem ihre Kunst zum ersten Mal verkauft wurde.
Kunst ist nicht der einzige Weg, um Geld mit NFTs zu verdienen. US-Marken wie Charmin und Taco Bell haben thematische NFT-Kunst versteigert, um Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln. Charmin nannte sein Angebot „NFTP“ (nicht-tauschbare Toilettenpapier) und Taco Bells NFT-Kunst war innerhalb von Minuten ausverkauft, wobei die höchsten Gebote bei 1,5 wrapped Ether (WETH) kamen – das entspricht gut 3.000 Euro, zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels.
Nyan Cat, ein GIF einer Katze aus dem Jahr 2011 mit einem Körper, der einem Toast (Pop-Tart) ähnelt, wurde im Februar 2021 für fast 600.000 US-Dollar verkauft. Und die Bilderserie NBA Top Shots erzielte Ende März einen Umsatz von mehr als 500 Millionen US-Dollar. Ein einziges NFT, das die besten Spielmomente des Basketballers LeBron James zeigt, holte mehr als 200.000 US-Dollar.
Sogar Prominente wie Snoop Dogg und Lindsay Lohan springen auf den NFT-Wagen und veröffentlichen einzigartige Erinnerungen, Kunstwerke und Momente als verbriefte NFTs.
Wie und wo kannst Du NFT kaufen?
Möchtest Du nun Deine eigene NFT-Sammlung starten, musst Du Dir erst einmal eine Art Grundausstattung zulegen.
Zuerst brauchst Du eine digitale Brieftasche (Wallet), mit der Du NFTs und Kryptowährungen speichern kannst. Da NFTs in der Regel mit Kryptowährung bezahlt werden müssen, solltest Du schauen, welche Kryptowährung akzeptiert wirst und entsprechende Kryptowährungen kaufen. Bekannte Krypto-Börsen in Deutschland sind Kraken, Coinbase, Binance, BSDEX oder Bison.
Beachte: Die meisten Börsen berechnen mindestens einen Prozentsatz der Transaktionssumme, wenn Du Kryptowährungen kaufst.
Beliebte NFT-Marktplätze
Sobald Du das Wallte eingerichtet und dort Kryptowährung deponiert hast, kannst Du starten. Es gibt eine Menge NFT-Websites, wo sich Token kaufen lassen. Derzeit sind die größten NFT-Marktplätze:
• OpenSea.io: Diese Peer-to-Peer-Plattform bezeichnet sich selbst als Anbieter von „seltenen digitalen Gegenständen und Sammlerstücken“. Um Tokens zu kaufen, musst Du ein Konto erstellen, mit dem Du NFT-Sammlungen durchsuchen kannst. Man kann auch nach der bereits verkauften Menge sortieren und so ggf. neue Künstler entdecken.
• Rarible: Ähnlich wie OpenSea ist Rarible ein offener Marktplatz, der es Künstlern und Schöpfern ermöglicht, NFTs herauszugeben und zu verkaufen.
• Foundation: Hier müssen Künstler genügend Stimmen sammeln oder eine Einladung von anderen Schöpfern bekommen, um ihre Kunst zu veröffentlichen. Die Exklusivität der Gemeinschaft und weitere Gebühren – Künstler müssen etwa „Gas“ kaufen, um NFTs zu prägen – heißt, dass man dort möglicherweise wertvollere bzw. bekanntere Kunstwerke findet. Nyan Cat-Schöpfer Chris Torres etwa verkaufte die NFTs auf der Foundation-Plattform.
Obwohl diese Plattformen und weitere Tausende von NFT-Schöpfern und Sammler zusammenbringen, solltest Du vor dem Kauf sorgfältig zu Deinem NFT recherchieren. Fälschungen und Betrug hat es schon gegeben. Etwa wurden Kunstwerke verkauft, ohne dass Künstler davon wussten.
Dazu passt, dass es unterschiedlich aufwändig ist, sich als Künstler auf den Plattformen zu verifizieren. Einige Plattformen sind strenger als andere. OpenSea und Rarible erfordern beispielsweise keine Eigentümerüberprüfung für NFT-Angebote. Auch einen wirklichen Käuferschutz gibt es kaum.
Solltest Du NFTs kaufen?
Es kommt darauf an, sagt Expertin Yu. „NFTs sind riskant, wie es in Zukunft weitergeht, ist schwer einzuschätzen. Bisher gibt es wenig Erfahrungswerte, weil die Token erst so kurz auf dem Markt sind“, stellt sie fest. Man könne jedoch kleine Beträge investieren, um diese Neuheit mal auszuprobieren.
Mit anderen Worten, Investitionen in NFTs sind eine weitgehend persönliche Entscheidung. Wenn Du Geld übrig hast und das Token eine spezielle Bedeutung für Dich hat, kannst du über ein solches digitales Sammlerstücke nachdenken.
Beachte aber: Der Wert eines NFT basiert ausschließlich auf dem, was jemand anderes bereit ist, dafür zu bezahlen. Die Nachfrage bestimmt also den Preis und nicht etwa bestimmte Wirtschaftsfaktoren und Unternehmensstrategien, die Aktienkurse beeinflussen können.
NFTs unterliegen auch der Einkommenssteuer – zumindest ist das die gängige Meinung unter Steuerexperten. Genau wie bei Bitcoin oder anderen Kryptowährungen handele es sich um ein sogenanntes privates Veräußerungsgeschäft, wenn Du Gewinne aus dem Verkauf dieser Güter ziehst und sie weniger als ein Jahr lang besessen hast.
Gewinne musst Du erst besteuern, wenn sie 600 Euro übersteigen. Darunter gilt die Freigrenze. Siehe dazu auch, was wir über Steuern zu Bitcoin aufgeschrieben haben.
Häufige gestellte Fragen zu NFTs (FAQ)
Wie kann ich mit NFTs Geld verdienen?
Wie beim Handel mit Kryptowährungen kannst Du mit NFTs Geld verdienen, indem Du diese günstig kaufst und zu einem höheren Preis wieder verkaufst. Das Besondere: NFTs gibt es immer wieder in Werbeaktionen umsonst. Allerdings sind deren Wiederverkaufspreise oftmals gering.
Warum sind NFTs so teuer?
Die Preise von NFTs entstehen auf dem Markt durch das einfache Prinzip von Angebot und Nachfrage. Gerade bei seltenen NFTs wie bei digitalem Land im Metaverse sorgt dies sehr hohe Preise. Denn das digitale Land bringt dem Spieler beim Krypto-Gaming zahlreiche Vorteile, die je nach Spiel voneinander abweichen können.
Kann jeder NFTs erstellen?
Ja, jeder kann NFTs erstellen. Das geht heutzutage ganz einfach über NFT-Plattformen wie Opensea. Wenn Du NFTs auf Opensea erstellst, fallen keine Kosten an. Allerdings berechnet Opensea eine Gebühr, wenn Du Dein NFT verkaufen solltest.
Was hält Bill Gates von NFTs?
Laut Bill Gates sind NFTs was für Trottel, auch wenn es der Microsoft-Gründer nicht ganz so direkt ausgesprochen hat. Gates hat auf einer TechCrunch-Klimakonferenz Kryptowährungen und NFTs allerdings spekulative Instrumente abgetan, die sich bei ihren bisherigen Preissprüngen auf die „Größerer-Trottel-Theorie“ (Greater-Fool-Theory) verlassen.
Die „Größerer-Trottel-Theorie“ besagt, dass jemand nur dann von einem Vermögenswert profitieren kann, wenn jemand anderes, der noch leichtgläubiger oder „dümmer“ ist, noch einen höheren Preis bietet. Auf die Frage nach dem Bored Ape Yacht Club (BAYC), einer der führenden NFT-Sammlungen, reagierte Gates mit Spott. „Offensichtlich werden teure digitale Bilder von Affen die Welt immens verbessern”, sagte er sarkastisch.
Author: Ashley Vega
Last Updated: 1704157322
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