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Auf einem hohen Stand


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    Manche Sammler*innen sehen Turnschuhe als echte Investments und zahlen für besonders begehrte Exemplare Tausende Euro (Foto: Mux Jasper)

    Filtereinstellung: „Shoe contact before eye contact“. Mux Jasper, 31, Stüssy-Longsleeve samt -Kopfsocke, scannt beschuhte Füße. Wie ein Jäger, der das Unterholz nach Wild absucht, hält er nach exklusiven Modellen Ausschau. Entdeckt er ein würdiges Paar, meldet er seine maximale Anerkennung: „coole Schuhe.“ Und geht weiter. Fast immer im beruhigenden Wissen, auch im Besitz cooler Schuhe zu sein. Futurecraft 4D x Daniel Arsham in einem edlen Karton (weiße Baumwollhandschuhe und passende Socken inklusive) auf dem Tisch in seinem Wohnzimmer. Neupreis: rund 1.000 Euro. Für Mux Jasper: unbezahlbar.

    Er hat sie gebraucht um 900  Euro gekauft. Ein Indiz, das einen Trader vom echten Sneakerhead unterscheidet – für Ersteren ist nur unberührte Ware gute Ware. Sammler Mux Jasper hingegen geht es darum, bestimmte Modelle zu besitzen. Als Tradingobjekt verliere der Sneaker mit jeder Berührung an Wert, erklärt er, der eigentlich Maximilian Kern heißt und als Unternehmer, Agenturbetreiber, Lifestyleblogger und Influencer Geld verdient. Er ist eine große Nummer in der heimischen Sneakerszene. Wie lauten die Spielregeln?

    Dieser Artikel ist in der Print-Ausgabe von FALTERs BEST OF VIENNA 1/23 zum Thema „Jetzt!“ erschienen, erhältlich auf www.faltershop.at (Foto: Șerban Florentin Roman)

    An der Spitze der Sneaker-Richterskala steht der „Unlaced“, der unberührte Sportschuh. Seine Ösen wurden noch nicht einmal von einem Schuhband penetriert. Ein „Deadstock“ liegt ungetragen in der Originalverpackung. Den „Very Near Deadstock“ hat bereits einmal der Asphalt geküsst. Und weil sich textiles Slutfaming im Sneaker-Trading-Business noch nicht durchgesetzt hat, bleiben die Kategorien „Near Deadstock“ und „Worn“ den wahren Liebhaber:innen, den Sneakerheads.

    Begonnen hat der Hype um die Turnpatschen Anfang der 1980er-Jahre. Auslöser war Nike, der größte Player auf dem Markt und Mux Jaspers Leibmarke. Über die Jahre toppten gewisse Sneaker den Wert von mancher Aktie. Social Media und die 2020er-Netflix-Doku über NBA-Legende ,„His Airness“ Michael Jordan, dessen Air Jordan einst die gesamte Schuhwelt revolutionierte, taten das Übrige. „Heute kannst du mit Sneaker in den Club gehen“, meint Mux Jasper. „Vor ein paar Jahren bin ich so nicht in den Volksgarten reingekommen.“

    Mux’ Sneaker-Lovestory begann vor etwa sieben Jahren. Mit der Überlegung, wie er für seinen Insta-Kanal „fivedoubleues“ mehr Reichweite generieren könnte. Er zählte eins und eins zusammen: Ein cooles Foto in Sneakern plus eine Limited Edition ist gleich mehr Likes. Die Rechnung ging auf: 26.400 Followern gefällt das.

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    Mux Jasper inmitten einer kleinen Auswahl seiner gut 300 Paar umfassenden Sammlung. Seine Leibmarke, Marktführer Nike, machte im Vorjahr einen Umsatz von 37,4 Milliarden Dollar. Sneakerheads sei Dank (Foto: Mux Jasper)

    Seither kaufe er jährlich dreißig Paar. Mindestens. An die 500 Schuhkartons stapeln sich entlang seiner Wohnzimmerwände sowie in Schränken, Abstellräumen und Kellerabteilen. Das wertvollste Modell: Nike Air Jordan 1 High x Off-White, Farbe Chicago Red. Aktueller Preis: rund 5.000 Euro. Dass es ihm aber nicht nur um den schnöden Trade geht, beweist die Tatsache, dass Mux Jasper sämtliche Sneaker in seiner Größe kauft: 43/44. Theoretisch könnte er fast täglich neue Schuhe tragen: An die 300 Paar gehören ihm. Gute 200 seiner Frau Manuela, ebenfalls Sneakerhead. Ferdinand, der eineinhalbjährige Sohn der beiden, besitzt bereits stolze dreißig Paar.

    Seit Millennials und Gen Z den Sportschuh als Wertanlage entdeckt haben und investieren, hat sich die Szene verändert. Einst hatte ein Sneakerhead persönliche Dealer, die ihm Samples (Prototypen) und besondere Exemplare für die wohlgehegte Sammlung zukommen ließen. Heute läuft das Business digitalisiert und oft über Bots ab. „Früher haben die Leute vor den Shops gecampt. Jetzt benachrichtigen dich Apps, wenn neue Releases anstehen. Dann wird das Kaufrecht verlost. Entweder bekommt man den Zuschlag oder eben nicht.“ Die Trefferquote liege bei etwa 1:9, schätzt Mux Jasper. „Erhalte ich die Kaufoption nicht, weiß ich, dass eh bald der nächste coole Schuh kommt. Außer es ist ein Modell, das in meiner Sammlung nicht fehlen darf. Dann muss ich es auf dem Resell-Markt kaufen.“

    Der Sneaker-Markt boomt. Vor allem Kooperationen zwischen den großen Brands Nike und Adidas und Künstler:innen wie Daniel Arsham, Musiker:innen wie Kanye West, Travis Scott oder A$AP Rocky, Designer:innen wie Virgil Abloh und Luxusmarken von Moët Chandon über Mercedes Benz bis Tiffany verkaufen sich gut und werden immer mehr. Der Hype sei so groß, dass es bei In-Store-Releases zu Schlägereien komme. Auch das Finanzamt interessiere sich allmählich für Sneaker-Trader.

    „Vielen geht es bei der Sache nur ums Kohlemachen.“ Mancher habe sich bereits mit Sneakern einen Tesla finanziert. „Würde ich all meine Sneaker verkaufen, könnte ich mir auch ein Auto kaufen“, sagt Mux Jasper. „Will ich aber nicht. Für mich sind Sneaker wahre Liebe.“


    Schleicher

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    (Foto: Mux Jasper)

    Einst wurde der Turnschuh zum schnellen Rennen angezogen, heute zum Posieren. Er ist Statement und Investment gleichzeitig. Zweiteres jedoch nur ungetragen. Influencer, Unternehmer und Sneaker-Dandy Maximilian Kern, besser bekannt als Mux Jasper, ist eine große Nummer unter den heimischen Sneakerheads. Wie für wahre Liebhabende üblich, gilt für ihn: Besitzen ist seliger denn Traden

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    Author: Matthew Romero

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    Name: Matthew Romero

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